Aller Anfang ist schwer…

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04/01/2022



Eine meiner ersten Yogastunden überhaupt – noch weit vor meiner Ausbildung – habe ich in einem grossen Yogastudio absolviert. Eine Kollegin von der Intensivstation nahm mich mit. Wir rollten unsere Matten aus und setzten uns hin. Die Stunde begann und das Tempo nahm an Fahrt auf.

Es war eine sehr fordernde Lektion. Schliesslich wollten wir uns auspowern und buchten gleich eine Power Yoga Lektion. Nach circa 30 Minuten lief uns buchstäblich der Schweiss runter und tropfte von der Nase auf die Matte. Zwischendurch schauten wir uns mit grossen Augen an und versuchten Schritt zu halten.

Die Lehrerin bot jeweils Varianten der Übungen an und liess die Teilnehmenden zwischendurch in der Kindsposition entspannen. Dies gab uns Zeit, unseren Atem zu beruhigen. Irgendwann hiess es: „Und nun dürft ihr in den Spagat, wenn ihr euch dies zutraut und möchtet.“

Meine Kollegin und ich warfen uns nur ungläubige Blicke zu und blieben bei den Vorübungen „Heuschrecke“ und „tiefem Ausfallschritt“. Rings um uns herum wechselten einige der anderen Yoginis reihenweise grazil wie Gazellen in den Spagat.

Die Lehrerin erklärte, dass jede Stufe gleich wertvoll ist und wir unsere Form so annehmen dürfen, wie sie gerade ist. Dankbar hörten wir dieses Statement, gerade angesichts der beginnenden vergleichenden Gedanken. Wir atmeten tief weiter.

Die Schlussentspannung danach war eine der belohnendsten überhaupt. Ausgepowert und erschöpft sanken wir dankbar auf die Matte. Liessen unsere Körper schwer werden und konnten richtig tief entspannen. Wir gingen gestärkt und beflügelt nach Hause.

Im Yoga ist es wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern, bei uns selbst zu bleiben. Yoga bietet uns ein Bewegungserlebnis, bei dem wir uns nicht gegenseitig messen müssen.

– Du darfst aus einer Übung herausfallen, lachen und sie wieder aufbauen.
– Es darf zittrig und wackelig sein.
– Du musst deine Zehen NICHT mit den Händen berühren können, sondern darfst einen Block gebrauchen.
– Yoga soll Spass machen.
– Yoga soll sich gut anfühlen.
– Du darfst zwar Muskelkater haben am nächsten Tag, aber akzeptierst jederzeit deine persönlichen Grenzen.
– Wir können jede Übung sanfter gestalten – oder aber auch intensivieren.

Auf eine persönliche und zugängliche Yoga-Praxis für alle und auf dein erfolgreiches neues Jahr!
Von Herzen, Selina ☺️🌟 

P.S.: Später erfuhren meine Kollegin und ich, dass mindestens die Hälfte der Klasse Balletttänzerinnen vom Theater waren. Dies hat das Ganze nochmals deutlich relativiert. ☺️ 

Pic by Nadine Fischer, http://www.photo-fischer.ch/

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