Entschleunigung für Körper und Seele: Yoga als Ausweg aus der Hektik
Spätdienst am Freitag auf der Intensivstation. 👩🏼⚕️
Ich nenne es jeweils den „Freaky Friday“.
Wenn man es selbst nicht erlebt hat, glaubt einem das keiner.
– Die Notfalleintritte kommen alle gleichzeitig, die Arbeit türmt sich auf
– Engelsgeduld ist gefragt bei spuckenden, beissenden und schlagenden Patienten (ja, Gewalt in der Pflege ist ein Riesen-Thema)
– jeder einzelne Alarm der verschiedenen Maschinen will eingeordnet werden und lenkt die Aufmerksamkeit weg von der aktuellen Tätigkeit
– Prioritäten müssen exakt gesetzt werden, um die Sicherheit zu gewährleisten
– ebenso braucht es ein bärenstarkes Teamwork unter dem Pflege-, und Ärzte-Team, sowie eine akkurate Koordination interdisziplinär… bei der zuständigen Intensiv-Pflegenden laufen alle Fäden zusammen
– Familienmitglieder möchten zusätzlich betreut werden und haben verständlicherweise viele Fragen zu allem möglichen
– Studierende in verschiedenen Lernphasen brauchen kompetente Unterstützung
– beim Neben-Patient im nächsten Zimmer fällt der Blutdruck rapide und es braucht schnelles und überlegtes Handeln im Teamwork 🤝
– Geschafft, Situation gemeistert… nächste Aufgabe…
– ich bemerke, dass die Notfallsituation den Sohn der Neben-Patientin im gleichen Zimmer belastet hat, da er alles durch den Vorhang gehört hat und er leise weint (er ist gross und hat die Statur von Hagrid) – ich tröste ihn und erkläre, dass die Situation nun wieder stabil ist und bringe ihm seinen Lieblingstee 🍵
– kurzes Abendessen und auf die Toilette „den Boiler leeren gehen“
– Abendpflege meines Patienten, der im Koma liegt und beatmet ist: erfrischen, Bettlaken wechseln, Zähneputzen, Absaugen, Beatmung anpassen, Medikamente verabreichen – dabei in die Füsse spüren und durchatmen 🌬️
– neuer Notfalleintritt mit dem Helikopter 🚁
– mit diesem Patient mit wehenden Fahnen und quietschenden Betträdern ins CT zur Bildgebung und Entscheidungsfindung
– nach einer Stunde zurück, den Patienten mit allen Kabeln am Bettplatz installieren, auf die Beurteilung des Radiologen warten und nachfragen bei den Studierenden, ob sie Fragen haben…
– Visite mit dem IPS-Arzt
– Aufräumen und Vorbereiten für die nächste Schicht
– Rapport abgeben an die Nachtwache 😌
Wir als Spätdienst-Team beschliessen, dass wir uns nach dem Rapport noch im grossen Aufenthaltsraum treffen, um uns auszutauschen und den Abend (es ist 23.00 Uhr) zusammen ausklingen zu lassen. 🤗
Es tut gut zu sitzen.
Und das sage ich als eine Person, die den Sinn von „auf einem Stuhl sitzen“ nie verstanden hat.
Wir tauschen uns aus über das aktuelle Befinden.
Ich werde nach meinen Ferien gefragt und ob ich Tipps habe für die Destination Rom. 🇮🇹
Wir erfahren von einer Kollegin, dass sie schwanger ist.
Es geht darum, wo man das beste WC-Papier günstig kaufen kann (Landi!). 🚽
Es wird viel gelacht, jede/r von uns bekommt ein liebevolles Kompliment, was andere Teammitglieder an einem schätzen.
Als ich zu Hause ankomme, schlafe ich nach dem Duschen und Zähneputzen innert Sekunden ein.
Das Wochenende auf der Intensivstation geht im gleichen Tempo weiter…
Und ich höre von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie sich Entschleunigung wünschen – im Alltag im Spital aktuell, aber auch grundsätzlich in der Freizeit. 😌
Und beschliesse direkt, dass dies das Thema der Yoga-Woche sein wird. 🧘🏼♀️
Willkommen zur Yoga-Woche mit:
– Entschleunigung
– sanftem Bewegen
– Ankommen
– Erden
– Sein und Spüren.
Keine wilden Sachen, einfach SEIN, atmen und sanft bewegen. 💆🏼♀️
Gerne darfst du deine kuscheligsten Socken mitbringen.
Wir sehen uns auf der Matte!
PS: Das Bild ist vom Frühling 2020. ☺️